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Motivation

Oder wozu das Ganze?

Cartoon: Erik Liebermann

1. Allgemeines

Grundvoraussetzung für den Wissenserwerb ist die Motivation.

Streng genommen dürfte es gar keine nicht motivierten Lernenden geben. Trotzdem kennen alle Lehrenden das Problem der lustlosen Studierenden. Ein Kernpunkt für den Erfolg von Lernprozessen ist die Motivation Ihrer Studierenden. Die Faktoren dafür sind vielfältig, und es ist für den Lehrenden wichtig, an diese Faktoren anknüpfen zu können und sie zu verstärken. Eine langfristige Grundmotivation ist zunächst der Wunsch, eine Berufsqualifikation zu erwerben oder das Interesse am Fach selbst. Darüber hinaus gibt es eine breite Fächerung unterschiedlicher Motive.

Das Interesse des Lehrenden an seinem Fach ist ein sehr wesentlicher Motivationsfaktor. Eine Lehrperson, die mit eigener Begeisterung für ihr Fach vor die Studierenden tritt, schafft die Basis für die zu erlernenden Inhalte. Ein z. B. desinteressierter Dozent dagegen demotiviert auf Dauer auch interessierte Studierende. – Und eine monotone, langweilige Sprache motiviert auch: und zwar zum Einschlafen.

Ohne den zielgerichteten Antrieb können Studierende bestenfalls Prüfungswissen erlangen, aber keine komplexen Wissensstrukturen aufbauen, die in der Berufspraxis anwendbar sind. – Die folgenden Unterrubriken geben Hinweise, wie man Studierende motivieren kann und wie deren Demotivation in aller Regel zu vermeiden ist.

2. Teilnehmermotivation

Antriebskräfte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Vorbemerkung: Versuchen Sie bitte im Zusammenhang mit Ihrer Lehrveranstaltung (konkrete, konstruktive) Antworten zu geben auf folgende studentische Frage: “Wofür kann ich das gebrauchen?”

Was es bei der Vorbereitung einer Lehrveranstaltung diesbezüglich zu berücksichtigen gilt:

  • Teilnehmer/innenorientierung und Einfühlungsvermögen
  • Lernsituationen mit Phantasie und Abwechslung
  • Mehr Beispiele, Fragen, „Überraschungen“
  • Perspektivwechsel bei Problemen
  • Medieneinsatz und Medienwechsel
  • Aktivierende Methoden und Lernformen
  • Studierende sollen „Beteiligte“ sein
  • Möglichst konkret formulierte Prüfungsanforderungen
  • Schwierigkeitsgrad des Stoffes meist im mittleren Bereich
  • Konkrete Herausforderungen realistischen Zuschnitts
  • Bezüge zu anderen Veranstaltungen
  • Praxisbezug motiviert
  • Aktualität und Relevanz der Lehrinhalte
  • Transfermöglichkeiten

3. Strategien

Motiv(ation) und Strategien

Studierende sind grundsätzlich motivierte Lernende. Denn Menschen sind von Natur aus neugierig, die Komplexität der zu lernenden Materie macht nicht nur Angst, sondern weckt auch Interesse. In diesem Spannungsverhältnis stellt der Lernprozess Kompetenzen in Aussicht, die den Lernenden Befriedigung verschaffen können. Weshalb ist Motivation trotzdem ein Problem? Lernende wollen oft nicht das lernen, was sie, nach den Vorstellungen der Lehrenden oder des Lehrplanes, lernen sollen. – Mit anderen Worten lautet die zentrale Frage:

Wie motiviert man Lernende für die konkreten Lernziele der Lehrveranstaltung?

Für den Studienerfolg spielt Motivation eine größere Rolle als die häufig nur geringen Unterschiede in den intellektuellen Fähigkeiten der Lernenden. Die Unterscheidung zwischen Motiven der Lernenden und der konkreten Motivation im Lehr-Lern-Prozess macht den komplexen Sachverhalt deutlicher.

Intrinsische und extrinsische Motivation

Während die intrinsische Motivation aus eigenem Antrieb durch Interesse an der Sache geleitet ist, wird die extrinsische Form durch die von der Erfüllung einer Aufgabe ausgehenden sachfremden Anreize bestimmt. Die für das selbstgesteuerte Lernen zentrale intrinsische Motivation ist vor allem durch Sachmotive (Neugier-, Inhalts-, Leistungsmotive) geleitet, während die extrinsische Motivation durch (häufig manipulierte) Sozialmotive (Gesellungs-, Hilfe-, Macht-, Geltungs-, Zustimmungs-, Aggressions-, Identifikations-, Strafminderungsmotive) beeinflusst ist. Prüfungsangst oder das Streben nach unmittelbarer Anerkennung sind erfahrungsgemäß wichtige extrinsische Motivationsfaktoren im Lehr-Lern-Prozess. Gute Noten sind nicht nur Ausdruck der Wertschätzung des Experten, sondern können auch der Schlüssel zum Erfolg sein. Lernende haben jeweils eine persönliche “Mischung” von Motiven, die zum Beispiel von Geschlecht, Schichtzugehörigkeit und Fächerwahl abhängt. Die Lernmotivation wiederum wird von diesen Motiven und situationsbedingten Faktoren der Lernumgebung konditioniert, d. h. bedingt.

Motivationsstrategien müssen daher so gut wie möglich auf die jeweilige Zielgruppe und die Lernumgebung zugeschnitten sein. Es empfiehlt sich, dass Sie sich von den Motiven der Lernenden ein möglichst getreues Bild verschaffen. Wenn Sie die Lernenden zur Reflexion über ihre jeweiligen Lernmotive anregen, helfen Sie ihnen zudem, einen wichtigen Schritt in Richtung selbstbestimmtes Lernen zu gehen.

Grundsätzliche Strategien:

  • Intrinsische Motivation fördern
    (z. B. Neugierde wecken, Gestaltungsspielräume schaffen)
  • Extrinsische Motivation positiv nutzen
    (z. B. Hoffnung auf gute Noten machen anstatt Angst vor schlechten Noten schüren)
  • Durch Transparenz der Anforderungen die Angst vor Misserfolg abbauen
    (z. B. konkret und wiederholend auf Wichtiges hinweisend)
  • Orientierungshilfe im Studium bieten und so die Zufriedenheit im Studium fördern
    (z. B. den sog. Roten Faden Ihrer Veranstaltung aufzeigen)
  • Gruppenkontakte und soziale Lehrformen unterstützen
    (z. B. Diskussionen, Partner- bzw. Gruppenarbeiten initiieren)

4. Tipps & Ideen

Motivationstipps für den Lehr-Lern-Prozess
 
Bitte stellen Sie sich selbst einmal die Frage: Was kann ich und meine Fakultät bzw. mein Studiengang zu einer anregenden, modernen Lernatmosphäre beitragen? In der neueren Wissenspsychologie und Lerntheorie wird von dem Lehrenden häufig als “Coach” gesprochen, eine durchaus zutreffende Terminologie, betrachtet man die Eigenschaften eines Trainers. In erster Linie muss er permanent motivieren, verstärken, anleiten und hinführen. Neben den Grundmotivationen spielen im Hochschulalltag viele einzelne Faktoren eine wichtige Rolle dabei, die Aufmerksamkeit zu erzeugen oder zu erhalten.

Die folgenden Ideen und Vorschläge entstammen teilweise aus einem Workshop über „gute Lehre“, der unter Beteiligung von Studierenden des Fachbereichs Wirtschaftsinformatik an der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft stattfand.

Interesse wecken

  • Angabe und Begründung von operativen, d. h. nachprüfbaren Lernzielen
  • Prüfungsanforderungen formulieren
  • Struktur- und Gliederungshilfen einsetzen
  • Roten Faden erkennbar aufzeigen
  • Lehr-Lern-Situation einordnen in den Kontext der Veranstaltung
  • Anschlussfähiges Wissen
  • Bezug zu anderen Veranstaltungen
  • Aktualität herstellen
  • Praxisbezug erzeugen
  • Verwendungssituationen, Transfer
  • Herausstellen der Bedeutung
  • Persönliche Erfahrungen und Episoden
  • Widersprüche, Paradoxien, Unerwartetes herausstellen
  • Verunsicherungen darstellen, Zweifel wecken
  • Gesellschaftliche Aspekte diskutieren
  • Problematisieren
  • Geeignete fremde Quellen zitieren
  • An Grundbedürfnisse anknüpfen, nicht “zimperlich” sein
  • Zukunftsaussichten beschreiben
  • Aktuelle Forschungsergebnisse einbeziehen

Aktivieren

  • Gute(!) Fragen stellen
  • Gruppen zur Beantwortung von Fragen bilden
  • Auch Holzwege gehen (lassen)
  • Zum Fragen ermuntern
  • Kleine Aufgaben und Übungen stellen
  • Muster, Modelle, Vorlagen etc. herumreichen
  • Partnerinterviews und Gruppenarbeiten
  • Metaplan-Technik an der Pinnwand
  • “Lehrverantwortlichkeiten” verteilen
  • Für lernfördernde, entspannte Atmosphäre sorgen
  • Humor, Metaphern und Anekdoten
  • Zusammenfassungen anfertigen lassen
  • Anonyme Tests (Partnertests)
  • “Action” bei den Studierenden

Abwechslung schaffen und Interesse erhalten

  • Natürliche, direkte, lebhafte Sprache
  • Körpersprache gezielt einsetzen
  • Abwechslung in den Medien
  • Variabel in den Methoden
  • Zeit zum Überdenken lassen
  • Kleine Pausen einbauen
  • Aus dem “Nähkästchen plaudern”
  • Wenn es passt: “Gagfolien…”

Kommunikation ermöglichen

  • Produzieren Sie nichts “Stereotypes”
  • Blickkontakt mit allen Teilnehmenden
  • In den Raum gehen
  • Unterstützende Sitzordnungen
  • Feedback geben lassen
  • Metakommunikation
  • Jede Frage zulassen

Persönliches Verhalten

  • Eigenes Interesse an Inhalten zeigen
  • Interesse an der Wissensvermittlung
  • Lebendigkeit der Darstellung
  • Prüfungsbezug herstellen
  • Gut vorbereitet sein
  • Studierende kennen(!?) und auf sie eingehen
  • Zustand der Lernenden beachten
  • Selbstironie
  • Lernen hat eine affektive (gefühlsbetonte) Komponente
  • Neben- bzw. Rahmenbedingungen beachten
  • Freundliches Lehr-Lern-Klima
  • Angstfreiheit unter den Studierenden
  • Zeit haben bzw. sich Zeit nehmen
  • Anerkennung und Wertschätzung der Person

Lernumgebung

  • Entspannte Gruppenatmosphäre
  • Lernhilfen geben
  • Lernziele verdeutlichen
  • Erfolgskontrolle ermöglichen
  • Berechenbar sein
  • Kreativitätsfördernde, anregend-freundliche Umgebung

5. Zustand & Spielraum

Motivationale Zustände der Studierenden und denkbare Verhaltensspielräume

I. Amotiviert
(Mir ist das Thema, dieses Fach gleichgültig.)

  • Thematische Betroffenheit erzeugen
  • Die Relevanz des Themas kenntlich machen
  • Die Begeisterung für den Inhalt „transportieren“
  • Engagement zeigen
  • Mögliche Frage: „Erklären Sie mir bitte, wozu Sie hier sind…?“

II. Extrinsisch
(Ich tue etwas, weil ich dafür belohnt werde oder eine Sanktion abwenden möchte.)

  • Sie bestehen die Prüfung nur, wenn Sie  folgende Leistung erbringen.
  • Ich werde Ihnen die Arbeit nicht anerkennen, wenn Sie nicht korrekt zitieren.

III. Introjiziert
(Ich tue etwas, um Spannungen und Schuldgefühle zu vermeiden.)

  • Wer sich nicht an der gemeinsamen Aufgabe beteiligt, behindert die Arbeitsleistung der gesamten Lerngruppe. (Gewissen ansprechen)
  • Wer sich nicht (wie die anderen) dazu bereit erklärt, zu Beginn einer ausgemachten Veranstaltungsstunde des Semesters eine kurze Wiederholung der vorigen Stunde zu präsentieren, handelt unsozial.

IV. Identifiziert
(Ich tue etwas, weil ich das Wissen brauche, um etwas anderes zu erreichen.)

  • Wenn Sie das geschafft haben, steht Ihnen der Weg in die Praxis offen.
  • Wenn Sie diese Formel lösen können, erschließen sich Ihnen weitere wichtige Anteile des Themas.
  • Wenn Sie diese Theorie verstanden haben, besitzen Sie eine wichtige Grundlage für das kommende Semester.

V. Intrinsisch
(Ich tue etwas, weil mich das Thema interessiert oder mir die Tätigkeit Spaß macht.)

  • Ich lasse Ihnen Zeit, sich aktiv mit dem Inhalt zu beschäftigen.
  • Sie haben Gelegenheit, sich den Stoff selbständig zu erarbeiten.
  • Ich stehe für jede Frage zur Verfügung.
  • Haben Sie ein Verständnisproblem? – Ich helfe Ihnen gern weiter.
  • Ich passe den Schwierigkeitsgrad der Vorlesung Ihrem steigenden Verständnisniveau an.

VI. Überdauernd
(Ich tue etwas, weil mich die Sache grundlegend interessiert.)

  • Wird das Bedürfnis von Studierenden – sich in vertiefender Weise mit einem Inhalt beschäftigen zu können – durch zu viele parallele Anforderungen überlagert, so dass die Zeit für eine aktive und intensive Auseinandersetzung fehlt, führt dies zu Frustration.
  • Wird das Lehrangebot nicht dem Verständnisniveau (der kognitiven Verarbeitungstiefe) der Studierenden angepasst, entsteht ein Gefühl der Unterforderung und Langeweile.

6. Demotivieren

Sachgerecht demotivieren

“Also lautet ein Beschluß,
Daß der Mensch was lernen muß.
Daß dies mit Verstand geschah,
War Herr Lehrer Lämpel da.”

Wilhelm Busch 1865 (Lehrer Lämpel)

 

So frustrieren Sie:

  • Zu schnell vortragen
  • Zu langsam vortragen
  • Etwas tot reden
  • Wortmeldungen ständig übersehen
  • Fragen ständig vertagen
  • Monoton sprechen
  • Tadeln bei falschen Antworten
  • Über falsche Antworten lachen
  • Arrogant auftreten
  • Lernende fertigmachen
  • Selbst nicht motiviert sein
  • Schlechte Vorbereitung
  • Unlesbare Folien auflegen
  • Gedankensprünge machen
  • Schwer verständliche Inhalte ungenügend erklären
  • Ständig tierisch ernst sein
  • Schlecht gelaunt vortragen
  • Ziellos daherschwätzen
  • Vorlesungen ständig überziehen
  • Alles besser wissen
  • Gemachte Fehler nicht eingestehen
  • Bei Verständnisproblemen ungeduldig werden
  • Schwere Prüfungen androhen
  • Studentische Probleme ignorieren
  • Fakten, Fakten, Fakten …

Die „sieben Todsünden“ der Didaktik

1.  Falsches Tempo
2.  Etwas durchziehen
3.  Vorwissen nicht berücksichtigen
4.  Fragen abwürgen
5.  Antworten zurecht biegen
6.  Studierende abqualifizieren
7.  Fehler nicht eingestehen

Arbeitshilfen

A1  Definition ‘Motivation’ und ihr Energieprinzip  PDF
A2  Motivation und einige sogenannte “Problemfelder”  PDF
A3  Dies wirkt meist motivierender als jenes …  PDF
A4  Einige motivationale Aspekte während der Veranstaltungssituation  PDF

Planungshilfen

P1  Motivation – Ihre Veranstaltungsvorbereitung  PDF
P2  Motivationsstrategien – Ihre Umsetzungsmöglichkeiten  PDF
P3  Motivation – lehrpraxisbezogene Aspekte  PDF
P4  Motivationale Zustände – Ihre Verhaltensspielräume  PDF

Checklisten

C1  “Konstruktive Konflikte” erzeugen  PDF
C2  Den “Sicherheitstrieb” Ihrer Studierenden aktivieren  PDF
C3  62 Motivationstipps in sechs Rubriken  PDF
C4  “Sachgerecht demotivieren”  PDF

Zitatliste

Z  Motivation  PDF

Quellenangaben

Q  Motivation (Untermodule)  PDF

Geschäftsstelle der Studienkommission für Hochschuldidaktik an Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in Baden-Württemberg

Räumlichkeiten
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76185 Karlsruhe