Motiv(ation) und Strategien
Studierende sind grundsätzlich motivierte Lernende. Denn Menschen sind von Natur aus neugierig, die Komplexität der zu lernenden Materie macht nicht nur Angst, sondern weckt auch Interesse. In diesem Spannungsverhältnis stellt der Lernprozess Kompetenzen in Aussicht, die den Lernenden Befriedigung verschaffen können. Weshalb ist Motivation trotzdem ein Problem? Lernende wollen oft nicht das lernen, was sie, nach den Vorstellungen der Lehrenden oder des Lehrplanes, lernen sollen. – Mit anderen Worten lautet die zentrale Frage:
Wie motiviert man Lernende für die konkreten Lernziele der Lehrveranstaltung?
Für den Studienerfolg spielt Motivation eine größere Rolle als die häufig nur geringen Unterschiede in den intellektuellen Fähigkeiten der Lernenden. Die Unterscheidung zwischen Motiven der Lernenden und der konkreten Motivation im Lehr-Lern-Prozess macht den komplexen Sachverhalt deutlicher.
Intrinsische und extrinsische Motivation
Während die intrinsische Motivation aus eigenem Antrieb durch Interesse an der Sache geleitet ist, wird die extrinsische Form durch die von der Erfüllung einer Aufgabe ausgehenden sachfremden Anreize bestimmt. Die für das selbstgesteuerte Lernen zentrale intrinsische Motivation ist vor allem durch Sachmotive (Neugier-, Inhalts-, Leistungsmotive) geleitet, während die extrinsische Motivation durch (häufig manipulierte) Sozialmotive (Gesellungs-, Hilfe-, Macht-, Geltungs-, Zustimmungs-, Aggressions-, Identifikations-, Strafminderungsmotive) beeinflusst ist. Prüfungsangst oder das Streben nach unmittelbarer Anerkennung sind erfahrungsgemäß wichtige extrinsische Motivationsfaktoren im Lehr-Lern-Prozess. Gute Noten sind nicht nur Ausdruck der Wertschätzung des Experten, sondern können auch der Schlüssel zum Erfolg sein. Lernende haben jeweils eine persönliche “Mischung” von Motiven, die zum Beispiel von Geschlecht, Schichtzugehörigkeit und Fächerwahl abhängt. Die Lernmotivation wiederum wird von diesen Motiven und situationsbedingten Faktoren der Lernumgebung konditioniert, d. h. bedingt.
Motivationsstrategien müssen daher so gut wie möglich auf die jeweilige Zielgruppe und die Lernumgebung zugeschnitten sein. Es empfiehlt sich, dass Sie sich von den Motiven der Lernenden ein möglichst getreues Bild verschaffen. Wenn Sie die Lernenden zur Reflexion über ihre jeweiligen Lernmotive anregen, helfen Sie ihnen zudem, einen wichtigen Schritt in Richtung selbstbestimmtes Lernen zu gehen.
Grundsätzliche Strategien:
- Intrinsische Motivation fördern
(z. B. Neugierde wecken, Gestaltungsspielräume schaffen)
- Extrinsische Motivation positiv nutzen
(z. B. Hoffnung auf gute Noten machen anstatt Angst vor schlechten Noten schüren)
- Durch Transparenz der Anforderungen die Angst vor Misserfolg abbauen
(z. B. konkret und wiederholend auf Wichtiges hinweisend)
- Orientierungshilfe im Studium bieten und so die Zufriedenheit im Studium fördern
(z. B. den sog. Roten Faden Ihrer Veranstaltung aufzeigen)
- Gruppenkontakte und soziale Lehrformen unterstützen
(z. B. Diskussionen, Partner- bzw. Gruppenarbeiten initiieren)