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(Lehr-Lern-) Kommunikation

Macht nur der Ton die Musik?

Cartoon: Erik Liebermann

1. Allgemeines

Eine “lebendige Sprache” und eine zur modernen Hochschule passende Kommunikationskultur zu vermitteln ist eine bedeutsame Aufgabe, die sich allen Lehrenden stellt.

Nur, wer sich bewusst geworden ist, was geklärtes Kommunizieren bedeutet und welche verschiedenen Aspekte einer Nachricht es gibt, ist imstande, kommunikative Störungen zu erkennen und zu beheben. – An den Hochschulen wird in der Regel mehr der Umgang mit geschriebener als mit gesprochener Sprache gelehrt, da Geschriebenes leichter bewertbar zu sein scheint. Für alle Lehrenden ist ein angemessener Umgang mit Fachsprache und Lehrsprache wesentlich. Entscheidend für den Lernerfolg ist aber auch, wie Lehrende auftreten und wie sie sich und die Lehrinhalte in nonverbaler Hinsicht kommunizieren. Denn nur, wenn wir uns in der Kommunikation wohlfühlen, können unsere Studierenden dies auch.

2. Sprachverhalten

“Das Verständnis an der Sprache ist nicht das Wort selber, sondern Ton, Stärke, Modulation, Tempo, mit denen eine Reihe von Wörtern gesprochen wird kurz, die Musik hinter den Worten, die Leidenschaft hinter der Musik, die Person hinter der Leidenschaft. Alles das also, was nicht geschrieben werden kann.”    Friedrich Nietzsche

Symbolsystem Sprache

Kommunikation ist ein universelles Phänomen. Der Austausch von Information zwischen Individuen auf der Basis eines gemeinsamen Symbolsystems beschäftigt die verschiedensten wissenschaftlichen Disziplinen von der Kulturanthropologie bis hin zur Mathematik. Die Fach- oder Objektsprache Ihrer Disziplin besteht aus verbalen Symbolen bzw. Clustern von Symbolen. So wie jede Kultur ihr Symbolsystem und umgekehrt jedes Symbolsystem eine kulturelle Logik hat, verfügt auch die Expertenkultur Ihres Faches über ein eigenes Symbolsystem. Das Verstehen eines Sachverhaltes setzt die Fähigkeit zur Decodierung der Symbole und die Kenntnis der Syntax des Systems voraus. Studierende müssen sich diese Fähigkeiten und Kenntnisse Schritt für Schritt erschließen.

Instrument Sprache

Sprachstil und Wortwahl sollten von der Unterrichtsform und dem Wissensstand der Studierenden abhängig gemacht werden. Führen Sie zum Beispiel ein Projekt mit authentischer Problemstellung durch, sollten Sie die Studierenden auch sprachlich in die Expertenkultur einführen. Vermitteln Sie dagegen Grundwissen, ist ein verständlicher, klarer Sprachstil bei Ihrer Erklärung entscheidend. Eine solche Sprache hilft auch, die psychologische Distanz zwischen Lehrenden und Lernenden abzubauen. Hierbei werden diese beiden Sprachebenen unterschieden:

Fach- oder Objektsprache

  • formuliert fachwissenschaftliche Aussagen
  • verwendet fachspezifische Ausdrücke
  • arbeitet mit eigenen Redewendungen
  • besitzt ggf. eigene Zeichensprachen
  • besitzt ggf. eigene Bildsprachen
  • operiert mit fachspezifischer Logik
  • wird vornehmlich geschrieben

Lehr- oder Metasprache

  • formuliert eher qualitative Aussagen
  • ermöglicht Aussagen über die Fachsprache
  • verwendet zum großen Teil intuitiv geläufige Begriffe
  • soll allgemeinverständlich sein (Alltagssprache)
  • soll zum Lernen motivieren
  • operiert mit einer didaktisch-orientierten Logik
  • wird vornehmlich gesprochen

3. Sprachbotschaft(en)

Sprachliche Botschaften – Beispiel: Modell ‘Kommunikationsquadrat’ (n. Schulz von Thun)

Wie die Kommunikation weist auch die einzelne Botschaft verschiedene Aspekte auf. Die inhaltliche Komponente ist also nur ein Teil der Gesamtbotschaft. Botschaften sind aber nicht nur Elemente eines interpersonellen Beziehungsmusters. Sie werden auch vom symbolhaften Charakter des Lernprozesses beeinflusst. Sprachliche Symbole versetzen in die Lage, auf hohem Niveau abstrakt zu arbeiten:

Beispiel – Begriff “Vektorrechnung”:
Hinter dem sprachlichen Symbol “Vektorrechnung” verbirgt sich ein komplexes mathematisches System. Nur wenn Sender und Empfänger die Bedeutung des Symbols kennen, kann das kommunikative Ziel erreicht werden. Auch das Denken kann mit Hilfe von Symbolen oder Symbolclustern in größeren Schritten vorangehen. Wissenschaft ist nur mit Hilfe dieser ökonomischen Symbolsysteme, den Fachsprachen, möglich.

Das Kommunikationsquadrat

Friedemann Schulz von Thun hat bereits in seinem 1981 erschienenen Buch “Miteinander reden” das Modell der Sach‑ und Beziehungsebene erweitert zum Modell des Nachrichten- bzw. Kommunikationsquadrates. Dieses Modell ist heute als Erklärungsmodell für Kommunikation allgemein akzeptiert und findet insbesondere bei der Klärung von Konflikten Anwendung. Wenn ich demnach in einer bestimmten Situation jemandem etwas mitteile, enthält meine Äußerung (Nachricht), ob ich will oder nicht, vier Botschaften:

1. Eine Sachinformation:
Ich informiere über einen Sachverhalt.

2. Eine Selbstkundgabe:
Ich teile etwas über mich selbst mit.

3. Einen Beziehungshinweis:
Ich teile mit, was ich von meinem Gegenüber halte, wie ich zu ihm stehe.

4. Einen Appell:
Ich teile mit, was ich durch meine Äußerung erreichen möchte, wozu ich mein
Gegenüber veranlassen möchte.

Beispiel – Eine Lehrperson sagt morgens vor Veranstaltungsbeginn zu einem Studierenden:
“Ich habe gestern Abend Ihre Studienarbeit noch nicht in meinem Fach vorgefunden.”

1. Sachinformation:
Ich habe die Studienarbeit noch nicht erhalten.

2. Selbstkundgabe:
Ich habe gestern noch lange gearbeitet bzw. war gestern noch lange hier.

3. Beziehungsebene:
Sie lassen sich aber lange Zeit, bis Sie mir Ihre Arbeit abgeben.

4. Appell:
Händigen Sie mir Ihre Studienarbeit aus!

Das Sprechen mit “vier Schnäbeln”

Wir sprechen also sozusagen immer mit sog. vier Schnäbeln gleichzeitig, wobei es meistens einen Schwerpunkt auf einer der vier Seiten gibt. Für eine geklärte Kommunikation, vor allem in schwierigen Situationen, ist es wichtig, dass wir uns bevor wir senden darüber klar werden, auf welcher Seite wir senden wollen und diese Absicht dann auch verbal und nonverbal entsprechend umsetzen.

Das Hören mit “vier Ohren”

Dem Senden auf vier Seiten entspricht auf der Empfängerseite das Empfangen auf vier Seiten – oder mit vier Ohren:

1. Mit dem Sach‑Ohr höre ich den Sachinhalt: Wie ist der Sachverhalt zu verstehen?

2. Mit dem Selbstkundgabe‑Ohr höre ich darauf, was der Sender mit der Botschaft über sich selbst aussagt: Was ist das für einer? Was ist mit ihm?

3. Mit dem Beziehungs‑Ohr frage ich mich, was die Botschaft mit mir zu tun hat: Was sagt das über mich? Wie denkt der Sender über mich? Wie redet der (eigentlich) mit mir? Wen glaubt er vor sich zu haben?

4. Mit dem Appell‑Ohr versuche ich: Herauszufinden, was ich tun, denken, fühlen soll (aufgrund seiner Mitteilung), was von mir erwartet wird.

Mit welchem Ohr wir in einer bestimmten Situation hören, hängt von einer ganzen Reihe von Faktoren ab, die wir nur teilweise beeinflussen können. Es sind dies:

  • Die Grundhaltungen, die in unserer Persönlichkeit angelegt sind.
  • Die formelle Beziehung zwischen Sender und Empfänger, z. B. eine Chef-Sekretärin‑Beziehung oder eine kollegiale Beziehung.
  • Die Vorgeschichte, die es möglicherweise in der Beziehung zwischen Sender und Empfänger gibt.
  • Die besondere Situation oder Stimmung, in der wir uns beim Empfang der Nachricht befinden, z. B. Stress, Arbeitsbelastung, private Probleme, oder auch Entspanntheit und Arbeitslust.

Auf unser Beispiel bezogen könnte der Studierende, je nachdem mit welchem Ohr er gehört hat, einen der vier unterschiedlichen Sätze gehört haben. Schauen wir uns die vier Sätze noch einmal an, so wird deutlich, wo die “Konflikt‑Fallen” lauern:

1. Hört er mit dem Sach‑Ohr, so nimmt er die Information auf, ohne sich weitere Gedanken darüber zu machen.

2. Hört er mit dem Selbstkundgabe‑Ohr, so fragt er sich vielleicht, ob der Dozent am Vortag ungeduldig auf den Erhalt der Studienarbeit gewartet hat oder ob er heute besonders schlecht gelaunt ist.

3. Hört er mit dem Beziehungs‑Ohr, so kommt vielleicht Ärger darüber auf, dass er sich (vielleicht zum wiederholten Male) vom Dozenten vorschnell oder zu Unrecht kritisiert fühlt.

4. Hört er mit dem Appell‑Ohr, so wird er das Mögliche daran setzen, seine Studienarbeit baldmöglichst abzugeben.

Wir sehen, dass sich ein Konflikt vor allem dann entwickeln kann, wenn wir die Tendenz haben, häufig mit dem “Beziehungs-Ohr” zu empfangen. – Insbesondere in Organisationen können solche “einseitigen Empfangsgewohnheiten” zu Störungen der Kommunikation und damit zu Konflikten führen.

Arbeitshilfen

A1  Die Stufenleiter des geklärten Kommunizierens  PDF
A2  Körpersprache  PDF
A3  Sprachstil – die wichtigsten Regeln  PDF

Planungshilfen

P1  Ihr Kommunikationsverhalten in der Veranstaltung  PDF
P2  Rhetorische Fragen  PDF

Checkliste

C  Tipps zur Kommunikation für die Veranstaltungssituation  PDF

Zitatliste

Z  Lehr-Lern-Kommunikation  PDF

Quellenangaben

Q  Lehr-Lern-Kommunikation  PDF

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